Sunday, December 16, 2012

Öko-Katastrophe verhindern - 4

Die traurige Geschichte des Urmiasees ähnelt der des Aralsees, wo die unseligen „Entwicklungspläne“ der allwissenden Sowjetunion in den 1940er-Jahren Bewässerungskanäle schufen, die 70 Prozent des Wassers, das vormals in den See geflossen war, umleiteten. In den 1960er-Jahren begann der Aralsee zu schrumpfen. Doch anstatt einen Kurswechsel einzuschlagen, entschieden die sowjetischen Planer, die beiden in den Aralsee mündenden Flüsse, der südliche Amudarja und der Syrdarja im Nordosten umzuleiten, um die Wüste zu bewässern, wo Reis, Melonen, Getreide und Baumwolle angebaut werden sollten. Diese grossartige Idee bedeutete faktisch das Todesurteil für den Aralsee. Heute ist vom einst prächtigen Aralsee nur wenig geblieben: Der See ist auf zwei Fünftel seiner ursprünglichen Grösse geschrumpft, sein Becken hat sich in eine Salzwüste verwandelt; alle 20 bekannten Fischarten des Aralsees sind inzwischen ausgestorben, da sie nicht in der Lage waren, im toxischen Salzschlamm zu überleben.
Genau wie die Sowjetunion ist die iranische Regierung dabei, das Problem zu verschlimmern, anstatt es zu lösen. Ein Jahrzehnt nach dem Bau der Strasse entschied die islamische Regierung, Staudämme an den Mündungsflüssen des Urmiasees zu bauen, um den Ertrag der Landwirtschaft in der Region zu steigern. Trotz wiederholter Warnungen und gegen den Widerstand von Experten wurden in den vergangenen 20 Jahren 50 solcher Staudämme gebaut; sie riegeln die Flüsse geradezu ab, die dem See vormals Wasser zuführten. Der Dammbaubranche ging es gut. Milliarden von Dollar wurden für öffentliche Aufträge an iranische Behörden ausgegeben. Doch die Dämme waren auch das Todesurteil für den See und ein vernichtender Schlag für über fünf Millionen Menschen, die in seiner Nachbarschaft leben.

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